Winkel

Dorfchronik

Aus der Ortsgeschichte

Der kleine Ort Winkel wird im Jahre 1143 als „Winkela“ in einer Urkunde Konrads II. als Besitz des Klosters Springiersbach aufgeführt. Auch Kaiser Heinrich VI. bestätigt 1193 den Springiersbacher Besitz in Winkel. Die Gemarkung Winkel war schon in vorchristlicher Zeit besiedelt. Im Frühjahr 1958 wurden an der Nordwestgrenze der Gemarkung, in Flur 9, „Auf Struth“, Hügelgräber gefunden und durch das Landesmuseum Trier untersucht. Einige Gräber waren durch landwirtschaftliche Nutzung bzw. durch Drainagegräben zerstört worden. Ein Grab hingegen war völlig ungestört und besonders gut erhalten. Es war ca. 2,90 m lang und 1,10 m breit. Nach den Untersuchungen des Landesmuseums war der Tote in einem halbierten und ausgehöhlten Baumstamm, einem Baumsarg, bestattet worden. Zu seinen Füßen lag als Beigabe ein rundbauchiger Topf und eine Schale. Außerdem fand man eine Lanze mit einer ca. 32 cm langen eisernen Spitze, die wegen der beachtlichen Länge der Spitze im Kampf nur als Stoßlanze gedient haben konnte (s. Zeichnung). Der Baumsarg erhielt dann als Deckel die ebenfalls ausgehöhlte zweite Stammhälfte. Der ursprüngliche Grabhügel war ca. 1,50 m hoch, mit einem Durchmesser von ca. 15 m. Die in Winkel gefundenen Gräber und Grabbeigaben sind charakteristisch für die sogenannte ältere Hunsrück-Eifel- Kultur, eine Kulturgruppe des 5. und 6. Jahrhunderts vor Christus. Im Mittelalter gehörte das Hofgut Oberwinkel und der Ortsteil Niederwinkel zur Herrschaft und zum Hochgerichtsbezirk Wollmerath. Zur Herrschaft gehörten die Dörfer Wollmerath, Filz, Wagenhausen, Niederwinkel, mehrere Mühlen (darunter auch eine in Winkel) und Höfe (darunter das große Hofgut in Oberwinkel, von dem heute noch die Kapelle erhalten ist). Wollmerath war ein Erblehen der Grafen zu Wied, Obere Lehnsherren waren Kurpfalz und seit 1309 Kurtrier. Die Grafen zu Wied verlehnten ihre Herrschaft zu Wollmerath (Jahreszahlen in Klammern) an die Herrschaften Berg (1241), Thurnstößer (1260), Mainfelder (1364), von Sötern (1503), von Kretzig genannt Mertloch (1536), von Metzenhausen (1567), von Zandt (1597) und schließlich von Landenberg (ab 1698). In einer Urkunde des 14. Jahrhunderts wird der Hof Oberwinkel als Gut des Klosters Springiersbach erwähnt; das Hofgut ist aber wesentlich älter. Die Bedeutung des Hofes Oberwinkel wird auch dadurch belegt, dass er ein eigenes Weißtum besaß, das vom Kloster Springiersbach am 13. Januar 1494 sogar schriftlich festgelegt und notariell beglaubigt wurde. Im Weißtum wurde das Bestehende, von Alters her mündlich überlieferte Recht jedes Jahr am Dingtag vor der gesamten Gemeinde erneuert und so von Generation zu Generation weitergegeben. Bei diesem Dingtag wurde die Gemarkung genau bezeichnet und Grenzzeichen erneuert oder festgelegt, die Gemeinde bestätigte, wer der Grundherr war und wer die Gerichtsbarkeit ausübte. Der Hof Oberwinkel hatte einen eigenen Dingtag, der mit dem Läuten der Kirchenglocke eröffnet wurde. Der Hof Oberwinkel war pacht- und zehntfrei. Der Pächter des Hofs hatte aber die Pflicht, mit sechs Pferden und zwei Knechten (!) Frondienste für das Kloster zu erbringen. Der Hofmann (zeitlicher Pächter) des Hofs Oberwinkel musste am Dingtag die angereisten Schöffen und deren Knechte mit Essen und Trinken bewirten. Im Feuerbuch von 1563 wird für Oberwinkel nur der Hofmann zu Oberwinkel erwähnt, während in Niederwinkel in der Einwohnerliste aufgeführt sind: Hofmann (des Springiersbacher Hofes Niederwinkel), der „schoemecher“ (=Schuhmacher), Somer Frantz (der später noch als Müller erwähnt wird) und „der weber“. Teilweise sind die Haushaltsvorstände nur mit ihrer Berufsbezeichnung benannt. In Oberwinkel gab es scheinbar nur den Hof mit dem Hofmann, seiner Familie und dem Gesinde. Niederwinkel mit dem Hof und 3 weiteren Häusern dürfte zu dieser Zeit 25 30 Einwohner groß gewesen sein. Der Hof Oberwinkel überstand scheinbar den 30-jährigen Krieg relativ unbeschadet. Dennoch war die Not in der Herrschafts Wollmerath sehr groß. Der Lehnsherr Ludwig Zandt wandte sich 1630 an den Kurfürsten in Trier, um die Einquartierung im „Reichsfreiherrlichen Bezirk Wollmerath“ abzuwenden. „Die Dörfer in der Herrschaft Wollmerath waren beinahe ausgestorben, die Mühlen blieben stehen. Ein Dorf war 1630 abgebrannt. Saat und Ernte blieben aus, das Land war mit Kriegsleuten gefüllt.“ 1631 hatte Kurtrier eine Kriegssteuer von 2.800 Talern zu leisten; der Hof Oberwinkel musste alleine 50 Taler hierzu beisteuern. Der Hof in Niederwinkel scheint dem 30jährigen Krieg zum Opfer gefallen zu sein, wie auch der Hof Walterburg. Als die Französische Revolution das Rheinland erreichte und die klösterlichen Besitztümer vom Französischen Staat eingezogen wurden, wurde auch das Erbpachtverhältnis des Hofs Oberwinkel mit dem Kloster Springiersbach aufgelöst. 1794 musste der Oberwinkeler Hof an die französischen Besatzungstruppen 30 Malter Korn, 17 Malter Hafer, 300 Zentner Heu liefern. 5 Pferde und 156 Schafe wurde beschlagnahmt. Der Schaden wird vom Pächter Maas mit insgesamt 3192 Taler beziffert, für damalige Verhältnisse ein riesiges Vermögen, wenn man bedenkt, das ein normales Wohnhaus 200 300 Taler kostete. Auch die Bauern aus Niederwinkel musste „bluten“ - jeweils 21 Malter Korn und Hafer, 250 Zentner Heu, 4 Ochsen, 4 Rinder und 81 Schafe waren an Naturalabgaben abzuführen. 1804 wird der Hof versteigert. Zum Eigentum gehören: ein Haus, ein Hof, eine Scheune, ein Stall, eine Schäferei, Bering, Garten, 18 ha Acker, 24 ha Wild- und Brachland, 7,06 ha Wiese. Der Schätzpreis betrug 4.088 Franken, der Kaufpreis letztlich 8.000 Franken; der Besitz ging an den Pächter Josef Matthias Maas, dessen Vorfahren über 200 Jahrhunderte den Hof in Pacht hatten, in Eigentum über. Bis 1916 lebte die Familie Maas auf dem Hof. 1922 erwarben die Eheleute Dr. August Cnyrim, ehemaliger Notar, das Hofgut als Altersruhesitz und ließen den Hof durch Pächter bewirtschaften. Die Eheleute Dr. August Cnyrim und Marie geb. Hellwig fanden ihre letzte Ruhestätte in der kleinen Kapelle des Hofguts. Bis auf diese kleine Kapelle wurde der gesamte Hof in den 60-er Jahren von der Landsiedlung erworben und dem Erdboden gleich gemacht, obwohl das Herrenhaus und die Kapelle unter Denkmalschutz standen. Auch die Kapelle drohte zu verfallen, bevor 1990 das kleine Kirchlein mit Unterstützung des Landes, des Kreises, der Ortsgemeinde und privaten Spendern vor dem Verfall bewahrt und wieder aufgebaut wurde. Besonders Ortsbürgermeister a.D. Josef Hölzer hatte sich für den Wiederaufbau der Kapelle eingesetzt. Heute erinnert nur noch diese Kapelle am Ortseingang an das ehemalige und geschichtsträchtige Hofgut Oberwinkel. Neben der Wollmerather Mühle, der Heckenmühle, gab es auch in Niederwinkel eine Mahlmühle. Sie ist 1555 urkundlich bei der Verlehmung (Verpachtung) an die Eheleute Franz und Christina Sommer erwähnt, wurde aber wahrscheinlich im 30-jährigen Krieg zerstört. Quellen: Geschichtliche Daten wurden teilweise mit Einverständnis der Verfasserin Ursula Buchholz aus deren homepage: www.ursula- buchholz.de entnommen. Dr. August Cnyrim: „Plaudereien aus Oberwinkel“ Akte Winkel – Archiv der Verbandsgemeindeverwaltung Daun Mündliche Überlieferung durch Constantin Cnyrim Mit freundlicher Genehmigung von Friedbert Wißkirchen, Daun - 2005 Ortswappen Die Begründung des Wappen ergibt sich daraus, dass Niederwinkel und der Hof Oberwinkel im Mittelalter zur Herrschaft Wollmerath gehörten. Seit 1597 gehörte die Herrschaft Wollmerath dem Herrn Zandt von Merl. Odilie von Zandt heiratete 1698 Adam Heinrich von Landenberg ; dadurch kam Winkel in den Besitz derer von Landenberg. Das Wappen der Familie Landenberg zeigt 3 silberne Ringe, wie sie auch im Wappenvorschlag angeordnet sind. Zusätzlich wurde ins Wappen aufgenommen der silberne schwebende Sparren ( Winkel), der auf den Ortsnamen hindeuten soll. Im oberen Wappenteil, dem Schildhaupt, ist eine rote Zange auf silbernem Grund abgebildet. Schutzpatronin der Kapelle und des Ortes ist die Hl.Apollonia, deren Attribut eine Zange ist. Winkel gehörte zum Kurtrierischen Amt Daun; die Farben des kurfürstlichen Wappen (Rot und Silber) wurden deshalb auch für das Ortswappen gewählt. Genehmigung: 20.3.1990 Der Hof in Oberwinkel Die älteste erhaltene Urkunde, die Oberwinkel betrifft, stammt aus dem Jahre 1222. Diese Urkunde ist der Beweis dafür, dass der Hof wesentlich älter ist, als bisher angenommen.
Ortswappen Winkel